Ich liebe meine Burg wirklich

Burgfräulein und Arminia-Bielefeld-Fan – Ditta Sokolowsky ist leidenschaftliche Anhängerin der beiden bekanntesten Aushängeschilder von Bielefeld. Die 41-Jährige arbeitet seit ihrem Studium auf der Sparrenburg und führt dort regelmäßig Besucher umher. Nicht nur die Jüngsten sind von ihrem Wissen und ihrer Begeisterung fürs Mittelalter fasziniert.

Frau Sokolowsky, Sie sind als Burgfräulein der Sparrenburg bekannt …
Ja, das stimmt. Ich werde von vielen so bezeichnet. Offiziell bin ich jedoch die Burgwartin.

Seit wann hüten Sie die Sparrenburg und erzählen den Besuchern deren Geheimnisse?
Hauptamtlich mache ich das bereits seit April 2007.

Wow! Dann haben Sie im letzten Jahr die Zehn vollgemacht. Gab’s ein großes Burgfest?
Nein, bei uns wird erst das 25-jährige Dienstjubiläum gefeiert. Wir sind schließlich auf einer Burg – da denkt man in anderen Zeiten.

Wie wird man denn zur Herrin der Burg?
Ich habe schon neben meinem Jurastudium auf der Burg gearbeitet. Während meines Referendariats bemerkte ich dann, dass ich die Burg vermisse. Ich war gerade mit meinem Vorbereitungsdienst fertig und hatte schon die ersten Absagen erhalten, als meine Vorgängerin, die ehemalige Burgwartin, in Rente ging. Auf der Burg habe ich jeden Tag Spaß bei der Arbeit gehabt. Viele meiner Freunde aus dem Studium sind dagegen frustriert in ihrem ersten Job gewesen. Als mir die Stelle als Burgwartin schließlich angeboten worden ist, war mir sofort klar, dass ich diese Chance ergreifen würde.

Scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein – Sie sind immer noch hier. Heißt dass, dass sie voll und ganz in Ihrer Rolle als Burgfräulein aufgehen?
Ja! Ich liebe die Burg, ich liebe meine Burg wirklich!

Ihre Burg?
Ja, es fühlt sich an, als wäre die Sparrenburg meine Burg. Die Leute in den Führungen sagen häufig, man sehe mir dieses Gefühl an. Bauwerke wie die Burg gibt es einfach länger, als Menschen leben. Hier kann man Geschichte erfahren.

Und nach Mitternacht auch Gespenster treffen?
Offiziell darf auf der Burg ab 0 Uhr kein Betrieb mehr sein. Der Grund: Lärmschutzmaßnahmen. Ich selbst habe noch keinen Spuk mitbekommen – es ist aber schon gruselig. Nachts nach 12 Uhr würde ich nicht mehr alleine in die Kasematten gehen. Während ich mit Gruppen unterwegs gewesen bin, habe ich schon Stromausfälle erlebt. Dann heißt es natürlich immer, dass das der Geist der Sparrenburg gewesen ist.

Gibt’s noch andere kuriose Geschichten oder Erlebnisse aus ihrem Leben als Burgfräulein?
Ja, die gibt’s. In den Kasematten befindet sich ein alter Steinofen, in dem früher Brot gebacken worden ist. Bei Führungen mit Schülern ist es für diese immer ein Highlight, in diesen klettern zu dürfen. Wer kann schon sagen, dass er mal im Ofen gewesen ist? Einmal waren amerikanische Austauschschüler zu Gast. 21 Teenager haben sich damals in den Ofen gequetscht – ein absoluter Rekord. Sie saßen dort dann aber auch wie die Ölsardinen.

Wahnsinn! Die Geschichte um die böse Hexe in „Hänsel und Gretel“ zieht heutzutage wohl nicht mehr.
Ja, Angst hat hier keiner. Die Kids sind immer voll dabei, wollen alles sehen und möglichst viel ausprobieren. Manchmal muss ich sie schon fast bremsen. Wir haben in den Kasematten ein Problem mit Kondenswasser. Deshalb habe ich eine Gruppe von Schülern extra darauf hingewiesen, dass die Stufen am Eingang feucht sind und sie vorsichtig und nicht so wild sein soll. Dann bin aber ausgerechnet ich auf der letzten Stufe ausgerutscht. Die Folgen: ein geprelltes Steißbein und abgeschreckte vorsichtige Schüler. Das Ganze hatte also auch was Gutes.

„Nachts würde ich nicht mehr in die Kasematten gehen.“

Wo geraten Mittelalter-Fans abseits der Sparrenburg in Bielefeld noch ins Staunen?
Eine weitere Anlaufstelle ist die #NeustädterMarienkirche in Bielefeld-Mitte. Dort befindet sich das Grabmal von Graf von Ravensberg. Leider gibt es keine Reste der Stadtmauer mehr. Es ist sehr schade, dass so viel während des Krieges zerstört worden ist.

Tausende Bielefelder pilgern regelmäßig zur Alm. Für was schlägt Ihr Herz mehr? Für die Sparrenburg oder Arminia Bielefeld?
Um Gottes Willen! Das ist eine echt fiese Frage. Am Ende wohl für die Burg – ein ganz minimaler Vorsprung. Inzwischen verpasse ich auch mal ein Spiel der Arminia, tausche nicht immer extra dafür meinen Dienst.

Wie findet ein Burgfräulein denn zum Lieblingssport der Deutschen?
Diese Leidenschaft fing schon während meines Studiums an. Damals bin ich einmal mit meiner Schwester auf der #Alm gewesen. Bielefeld hat verloren, ich habe mich trotzdem heiß und innig in den Verein verliebt. So was sucht man sich nicht aus. Wie heißt es noch so schön? Der Verein sucht dich aus – und so war es auch bei mir: ein Besuch und die Liebe war da.

#NeustädterMarienkirche
Kirchenmusik und kostbare Schätze – Die Neustädter Marienkirche ist die größte Kirche in Bielefeld. Sie steht im Stadtteil Mitte und wurde im Stil der Gotik gebaut. Das Besondere: Sie hat ein Doppelturmprofil und zählt deshalb zu den markantesten Gebäuden der Region. Zu den Schätzen der Kirche gehören der Bielefelder Marienaltar von 1400 und das Grabdenkmal von Graf Otto III. von Ravensberg. Im Rahmen von Renovierungsarbeiten hat die Marienkirche 2017 eine neue Orgel erhalten.

Papenmarkt 10 A, 33602 Bielefeld
Telefon 0521.60854
www.neustadt-marien-bielefeld.de

#Alm/SchücoArena
Pilgerort und Eventlocation – Die SchücoArena ist das Fußballstadion des DSC Arminia Bielefeld. Es ist mit seinen 26.515 Plätzen das größte Stadion in OWL. Auch Länderspiele sind bereits mehrfach dort ausgetragen worden – von der Nationalmannschaft der Frauen und der Männer. Hin und wieder finden ebenfalls Konzerte in der Alm statt: 2016 wurde dort der 111te Geburtstag des DSC mit Bands wie den Fantastischen Vier und The BossHoss gefeiert.

Melanchthonstraße 31 A, 33615 Bielefeld
Telefon 0521.966110
www.arminia-bielefeld.de

25. Januar 2018
Charlotte Braun

RubrikLeute, Leute
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