Die Event-Macherin
Katharina, hast du als Kind schon immer die coolsten Geburtstagspartys organisiert?
Auf gar keinen Fall (lacht)! Ich stehe nicht gerne bei einer Feier im Mittelpunkt.
Und wie bist dann auf die Idee gekommen, das Planen von Events zum Beruf zu machen?
Als es darum ging, unseren Abi-Ball – damals in Detmold – zu organisieren, habe ich mitgemacht und gemerkt, dass ich sowas ganz gut kann.
Woran hast du das gemerkt?
Man musste entscheiden und einfach mal „machen“. Ich habe zum Beispiel die zuständige Mitarbeiterin der Stadthalle Detmold so lange genervt, bis wir dort feiern durften. Das wurde davor aus Sorge vor Schmutz und Beschädigungen immer abgelehnt. Wenig später habe ich eine Stellenanzeige für eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau gesehen und die Sache war klar.
Heute leitest du viele Bielefelder Groß-Events. Was ist deine Rolle?
Ich bin Teamleiterin von drei bis vier Personen im Veranstaltungsmanagement bei Bielefeld Marketing. Wir planen die Events von der ersten Genehmigung bis zum letzten Künstler, vom Sicherheitskonzept bis zum Toilettenwagen. Wir decken eine große Bandbreite ab, von den #Nachtansichten2020 mit 15.000 Besuchern und bis zu 70 Leuten, die hinter den Kulissen im Einsatz sind, bis zum fünftägigen Leineweber- Markt mit 400.000 Besuchern.
Wer schon mal eine große private Feier organisieren musste, denkt jetzt: Wie bitteschön plant man eine Party für 400.000 Menschen?
Man muss sich strukturieren, rechtzeitig starten, bei den wichtigsten Dingen anfangen und dann nach und nach alles zusammenfügen. Bei Events, die jedes Jahr stattfinden, starten wir sechs bis neun Monate vorher. Neue Events brauchen schon mal mehr Vorlauf. Ich bin seit fünf Jahren bei Bielefeld Marketing, inzwischen habe ich vieles einfach im Kopf. Das war am Anfang noch anders. Bei meinem ersten eigenen Event konnte ich die ganze Woche davor nicht schlafen. Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, was alles schiefgehen könnte.
Wie war dann der große Tag?
Ich habe tolle Kollegen, die mir gesagt haben: Mach dir keine Sorgen! Das klappt alles! Und so war es auch. Als alles geschafft war, hätte ich vor Glück und Erleichterung heulen können.
Gehört Stress zu deinem Job?
Ja, schon. Beim Leineweber-Markt klingelt an fünf Tagen im Schnitt 18 Stunden lang das Handy. Für fast jedes Problem
Wenn alles läuft, was ist das für ein Gefühl?
Das ist mega! Wenn alles läuft, ist es das geilste Gefühl, das man sich vorstellen kann.
Und wenn etwas schief geht?
Wir haben zum Glück noch jedes Problem in den Griff bekommen. Davon merken die Besucher in der Regel auch nichts. Nur wenn das Wetter nicht mitspielt, kannst du halt nichts machen. Bei allen anderen Dingen hilft die Erfahrung.
Dass du schon so erfahren bist, sieht man dir nicht unbedingt an.
Das nehme ich mal als Kompliment (lacht)!
Gerne! Sehen das immer alle so? Ist dein Alter auch manchmal ein Nachteil?
Ich merke schon, dass ich oft erst zeigen muss, dass ich weiß, wovon ich rede. Sowas erlebe ich aber eher bei Menschen ab 45 Jahren aufwärts, sowohl mit Frauen wie mit Männern. Und wenn man als Frau einmal entschieden auftritt, heißt es schnell: Jetzt zickt die rum!
Wie sehr stört dich das?
Das ärgert mich schon. Aber wenn ich die Wahl habe: Klein beigeben, obwohl ich von etwas überzeugt bin, oder etwas klar sagen und dafür manchmal als Zicke gelten? Ich würde lieber die Zicke wählen.
Braucht man bei deinem Job besonders ruhige Hobbys?
Ruhig muss es nicht unbedingt sein, aber ich muss den Kopf ausschalten können. Ich jogge total gerne und engagiere mich nebenbei als Rettungsschwimmerin. Über den DRLG-Bezirk Lippe arbeite ich jedes Jahr zwei Wochen auf Norderney.
Rettungsschwimmen? Stehst du auch privat auf Anspannung und Adrenalin?
Das kann man gar nicht vergleichen. Wenn ich am Strand stehe und wir als Team 200 Kinder im Blick haben, bin ich ganz ruhig. Ich habe die Situation unter Kontrolle. Bei einem Event kann immer das Telefon klingeln und das nächste unerwartete Problem will gelöst werden.
#Nachtansichten2020
Wer Katharinas Arbeit erleben möchte, sollte sich mit den Freunden für die nächsten Nachtansichten am 25. April verabreden. Dann öffnen mehr als 50 Kulturorte – von coolen Hinterhof-Ateliers bis zu den großen Museen – und es lässt sich perfekt durch die Innenstadt „schlören“. Ein Highlight sind die großen Lichtinstallationen in der Stadt.
› www.nachtansichten.de
16. Januar 2020
Jens Franzke
RubrikLeute, Leute
Aktuelles