Bitte lächeln

Faszinierende Menschen. Unzählige Geschichten. Ein Bielefeld: Das Fotoprojekt über Bielefelder Menschen, ihre Geschichten und ihren Fotografen.

Als Lehrer versucht er aus seinen Schülern Sportspezialisten und Rechenkünstler zu machen, in seiner Freizeit widmet Oliver Hugo sich hingegen der Kunst der Fotografie. Mit seiner geliebten Sony zieht er durch die Leineweberstadt, hält Momente fest und fängt Emotionen ein – und fotografiert die am liebsten, die er Bielefelder Menschen nennt. Ein spannendes Projekt und liebgewonnenes Hobby. Für die „bewegten“ Bilder ist sein Freund Jonas Vomstein zuständig, der Konzept, Interviews und redaktionellen Input für einen lebhaften Film zu dem Projekt beigesteuert hat.

Oliver, du bist einen Steinwurf entfernt in Porta Westfalica aufgewachsen. Was hat dich nach Bielefeld gezogen?
Ich bin zum Studieren nach Bielefeld gezogen. Zugegeben, damals wusste ich nicht wirklich viel über unsere schöne Stadt. Ich war immer nur auf der Alm …, aber Bielefeld passte irgendwie zu mir, also bin ich erst mal geblieben und hier auch in den Beruf eingestiegen.

Du hast Mathe und Sport auf Lehramt studiert und dein Referendariat hier gemacht. Sind Bielefelder Schüler besonders drauf?
Nein, ich glaube nicht (schmunzelt). Aber ich denke, die Schulen sind hier sehr fortschrittlich. Es werden enge Kooperationen mit der Uni gepflegt, das ist ein großes Plus.

ANA kommt aus Madrid und hat ihren Mann im Urlaub kennengelernt. Über ein Jahr schreiben sich die beiden Briefe, aus OWL nach Spanien, bis Ana ganz nach Bielefeld zieht.

Du bist nach zwei Jahren Referendariat nicht in Bielefeld geblieben. Warum bist du weggezogen und warum dann doch wiedergekommen?
Ich wollte noch mal über den Bielefelder Tellerrand hinausschauen und habe eine ganze Weile in Münster gewohnt. Eine schöne Stadt – aber irgendwie hat es mich doch wieder hierhin zurückgezogen. Bielefeld bietet eine gewisse Urbanität, trotzdem fühlt es sich nicht wie eine Großstadt an. Und die Menschen sind hier sehr offen.  

Wir sitzen gerade im Mellow Gold. Ein Indiz dafür, was deine gastronomischen Vorlieben angehen?
Das Essen ist im  #MellowGold unschlagbar. Man kann sich hier einmal quer durch die kulinarische Landkarte essen. Egal was man bestellt, man liegt immer richtig. Aber ich mag das Kneipendreieck hier generell sehr gerne. Im  #Casa oder Moccaklatsch bin ich auch oft anzutreffen. In ruhigen Momenten lese ich hier gerne mal – oder ich fotografiere die Besucher.

Also hast du am liebsten Menschen vor der Linse?
Ja … Menschen faszinieren mich einfach. Ich mag das, Leute auf der Straße zu treffen, sich nett zu unterhalten und dann auch mal ein Foto zu machen – so entstehen viele meiner Bilder. Man soll den Menschen wiedererkennen, deshalb sind die meisten meiner Fotos nicht gestellt, sondern mitten aus dem Leben. Ich fotografiere in der Regel nur mit Available Light und ohne Blitz – so wird die Situation am wenigsten verfälscht. Wenn man im echten Leben jemanden trifft, hat man ja auch keine Möglichkeit, ihn künstlich auszuleuchten.

Denn Bielefeld ist für mich die Summe der Menschen, die hier leben.

In der Fotografie geht es viel um Technik, bei deinem Projekt um Menschen aus Bielefeld ...
Ich habe so viele tolle Menschen in und aus Bielefeld kennengelernt. Jeder von ihnen hat eine Geschichte zu erzählen – das wollte ich gerne festhalten. Die Geschichte und den Menschen dahinter.
Der Teuto und die Sparrenburg sind Wahrzeichen, aber sie treffen für mich nicht den Kern der Stadt. Also habe ich beschlossen, die Bielefelder Menschen und ihre Geschichten in einem Projekt festzuhalten. Die Idee dazu hatte ich im Sommer 2016.

Klara hat ihre Wurzeln in OWL, wird aber immer wieder von Fernweh gepackt und macht sich auf, die Welt zu entdecken. Bielefeld ist dennoch ihr Heimathafen, sagt sie.

Und dann bist du drauf losgegangen und hast einfach Bielefelder angequatscht?
Nicht ganz, direkt gefragt habe ich nicht. Meistens habe ich die Menschen kennengelernt, es hat sich ein Gespräch entwickelt und irgendwie kamen wir dann immer auch auf das Projekt zu sprechen. Ich habe mich sehr gefreut, wenn mir jemand seine Geschichte zu Bielefeld erzählt hat. Oft habe ich ein kleines Notizbuch dabei, zur Not tut es aber auch mal die Serviette vom Cafétisch. Und wenn derjenige einverstanden war, habe ich noch ein Foto gemacht.

Wie viele Bielefelder hast du dafür bislang vor der Kamera gehabt?
Es müssten bis jetzt etwa 30 gewesen sein. Mittlerweile bekomme ich auch Vorschläge, wen ich denn mal fotografieren müsste. Hier mitten in der Stadt kennen die Leute das Projekt, ich würde aber gerne auch mal Menschen aus Oldentrup oder Brake fotografieren – das ist für mich genauso Bielefeld.

Vor der Schüco Arena ist er in seinem Element: Rainer Schonz, besser bekannt als Schonzi, ist nicht nur Zeugwart von Arminia Bielefeld, sondern vor allem auch Helfer in allen Lebenslagen, Stimmungskanone und die gute Seele des Vereins.

Was machst du, wenn du gerade mal nicht die Kamera in der Hand hast?
Dann jogge ich durch den Teutoburger Wald, gehe schwimmen oder spiele Tennis. Sport ist neben dem Fotografieren eine weitere Leidenschaft. Und ich liebe es zu reisen. In den freien Minuten bin ich gerne unterwegs und in den freien Wochen oft auch mal außerhalb des Kontinents. Meine Kamera begleitet mich da immer.

Mit einer professionellen Kamera wie deiner bekommt natürlich jeder echte Hingucker hin ...
Ich sage immer, die beste Kamera ist die, die man dabei hat. Hauptsache man geht raus und probiert sich aus. Und selbst wenn ein Foto mal nicht perfekt oder verwackelt ist, solange es etwas aussagt und transportiert, ist es für mich ein gutes Foto.

Gibt es in Bielefeld Ecken, die für eine besonders schöne Atmosphäre sorgen?
Einen festen Ort gibt es eigentlich nicht. Meine Kamera läuft mit mir durch Bielefeld, so ziemlich jeden Tag. Am Siggi lassen sich einfach tolle Stimmungen einfangen. Ein besonders schönes, warmes Licht hat man vor allem, wenn die Sonne auf- oder untergeht.

Licht aus, Spot an – für „Bielefelder Menschen“, der Film

Jonas, du warst der Mann für die Bewegt­bilder – was hat dich bewegt mitzumachen?
Jonas: Ich habe Oliver vor etwa einem Jahr im #Casa kennengelernt. Da lief ein Fußballspiel und wir saßen zufällig am selben Tresen … Er hat mir von seinem Projekt „Bielefelder Menschen“ erzählt. Naja, eher vollgequatscht (lacht).

Oliver: Stimmt, eigentlich wollte ich ihn für das Projekt fotografieren, aber im Gespräch ist vielmehr die Idee entstanden, dass er das Projekt filmisch festhalten und begleiten könnte.

Jonas: Die Idee fand ich gut, aber ich dachte mir, wenn wir schon den Aufwand betreiben, dann soll es auch gut werden. Der Film sollte wie das ganze Projekt echt und spontan sein, wir haben also unseren Protagonisten nichts in den Mund gelegt, sondern versucht, hinter die Gesichter unserer Protagonisten zu schauen.

Den Film und die Fotos gibt es auf Facebook zu sehen ...
Oliver: Genau, die Facebookseite heißt „Bielefelder Menschen“ und auf Instagram ist das Projekt auch vertreten. Aktuell gibt es zudem eine Ausstellung mit ausgewählten Fotos im #Casa stimmt. Wer mag, darf auch ein Foto von sich dazuhängen.

Jonas: Unser Film wurde über 30.500 Mal aufgerufen, damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Und am Tag der Premiere wurde er sogar in der Lokalzeit im WDR ausgestrahlt.

Herr Celik, Schneider in der Arndtstraße, arbeitet seit seinem siebten Lebensjahr mit der Nähmaschine. Einmal hat eine Kundin ihr Portemonnaie mit einem sehr hohen Geldbetrag bei ihm vergessen. Er hat es aufbewahrt, bis die Dame wieder seinen Laden betrat.



JONAS VOMSTEIN

Alter:
33 Jahre

Herkunft: In Berlin geboren, aufgewachsen in Schiltach im Schwarzwald, Badener im Geiste und im Herzen, 2012 in Bielefeld eine zweite Heimat gefunden.

Hobbys: Joggen, Fußball schauen, bei Serien zum Junkie werden, Kino, essen, reisen.

Beruf: Ich arbeite im Marketing.
Warum ich hierher gezogen bin: Der erste Job nach dem Studium hat mich nach Bielefeld gezogen. Als Berater und Konzepter für Imagefilme habe ich mit vielen kreativen Freigeistern zusammengearbeitet und meine konzeptionelle Denke geschärft.

Was ich vorher über Bielefeld wusste: Der geografischen Lage zwischen Ruhrpott und Nordseeküste war ich mir bewusst.

Was mich hier hält/an Bielefeld begeistert: Wer im Sommer gerne auf dem Siggi sitzt und schon schlimmere Menschen als den angeblich so sturen und maulfaulen Ostwestfalen erlebt hat, hält es hier gut aus. Am Ende sind es vor allem die Menschen, die mich hier halten: meine Freunde und mein Schatz Lara.


OLIVER HUGO

Alter:
36 Jahre

Herkunft: Ich bin in Porta Westfalica groß geworden.

Hobbys: Fotografie, wen wundert es. Darüber hinaus Sport treiben und schauen und nicht zuletzt die Welt bereisen. Wenn es die Zeit zulässt, liebe ich es außerdem, in einem der schönen Cafés entspannt Kaffee zu trinken und ein Buch zu lesen.    

Beruf: Lehrer für die Fächer Mathematik und Sport.

Warum ich hierher gezogen bin: Bielefeld bietet eine tolle Mischung aus Urbanität und Natur, hat einen grandiosen Fußballverein, tolle Menschen und ein besonderes Flair.

Was ich vorher über Bielefeld wusste: Auf der Alm spielt die Arminia und im Sommer sitzt man auf dem Siggi.

Was mich hier hält/an Bielefeld begeistert: Meine Freunde natürlich und die familiäre Atmosphäre in der Stadt.



Und jetzt ... sind alle interessanten Bielefelder wegfotografiert oder darf man sich auf eine Fortsetzung so à la „Bielefelder Menschen 2.0“ freuen?
Oliver: Ach Quatsch, es gibt noch ganz viele interessante Bielefelder. Ich bin völlig unabhängig, was das Projekt angeht. Irgendwie ist das Projekt Bielefelder Menschen zu meinem Hobby geworden – und das lebe ich aus, wann immer ich tollen Menschen begegne. Ich bin auch nicht gestresst, wenn ich mal ohne Foto, ohne einen neuen Bielefelder Menschen, nach Hause komme. Aber so lange ich es nebenher schaffe, darf jeder auf weitere Fotos und Geschichten gespannt sein.

#MellowGold
Modern und gemütlich: In szeniger Kneipenatmosphäre können im Mellow Gold Nudelgerichte und heiße Suppen, auch vegan und vegetarisch, genossen werden. Mit einem leckeren Cocktail oder bei kalten Temperaturen, wahlweise auch mit einem heißen Tee oder Kaffee, kann die kulinarische Gaumenfreude perfekt abgerundet werden.

#Casa
Das Casa ist nicht nur eine lebendige Bar im Herzen Bielefelds, sondern für Besucher und Stammgäste der Treffpunkt für einen schönen Abend, Zwischenstation einer Shoppingtour oder der perfekte Ausklang eines langen Arbeitstages. Bei kalten und heißen Getränken, Frühstück, Mittagsteller oder Dessert können Gäste hier entspannen und abschalten, Freunde treffen oder Spiele und Sportereignisse auf den Bildschirmen der Bar verfolgen.

25. Januar 2018
Lea Waskowiak

RubrikLeute, Leute